Ulf Aminde
The hidden chapters of my lost insistence
26. März – 16. Mai 2010

Der Kunstverein Arnsberg präsentiert mit „The hidden chapters of my lost insistence“ eine Ausstellung von Ulf Aminde in drei Akten. Die Ausstellung besteht aus einer Reise, einer Ausstellung und zwei Vorführungen.

1. Akt: die Reise

Ein Reisebus fährt am Tag der Eröffnung von Berlin nach Arnsberg. Künstler, Kuratoren, Kulturjournalisten und Theoretiker gehen der persönlichen Einladung von Ulf Aminde nach und fahren ins Sauerland. Ein Bus voller Freunde, eine Art Butterfahrt mit Programm.

(“ …und die Frage nach dem Ausverkauf: Welche Strategien muss ich anwenden, um trotz Repräsentationsklischees und Kunstmarktgesetzen eine Aussage zu treffen. Eine Aussage vielleicht, die etwas unverkäufliches umkreist oder wenigstens mit der Idee des sich gegenseitigen Verkaufens so lange spielt, bis es egal wird, wer hier wen ausbeutet, denn alle wollen spielen und fummeln. Das ist wohl die entscheidende Erkenntnis: Wer im sozialen Miteinander nicht in der Lage ist sich zum kompletten Verkauf anzubieten, glaubt immer noch er hätte etwas, was geschützt werden soll, eine ureigene Instanz, die eben nicht veräußerbar sei. Diese Instanz, dieses Missverständnis will ich haben und bespielen. Wer nicht weggibt bekommt auch nicht zurück…”)
  
2. Akt: die Ausstellung

Im Kunstverein präsentiert Ulf Aminde eine neue, bisher nicht gezeigte Arbeit. Die Filminstallation “urban tai chi” ist eine Zusammenstellung von selbstgedrehtem und im Internet gefundenen Filmmaterial.  Zu sehen sind Figuren auf der Straße im Rausch, im satten Tiefschlaf, hilflose Körper in der Schwebe zwischen Stehen und Fallen, Schwerkraft und Schwerelosigkeit. Der Zustand “in between”  löst ein beklemmendes Gefühl der Entscheidungslosigkeit aus, der an die bittersüße Nacht der Selbstvergessenheit erinnert. Dieser ungeklärte Zustand wird von den Passanten kaum wahr genommen, höchstens belächelt. Nur die Aufmerksamkeit der Kamera erzeugt die Grammatik einer Bühne (der Straße) mit Darstellern.  
 
3. Akt: die Vorführung

I.)
Als Pendant zu der Ausstellung wird mit 5 Darstellerinnen des Arnsberger Frauenensembles und dem Art Critics Orchestra eine Performance von Ulf Aminde aufgeführt. Die Erweiterung zu der Arbeit im Kunstverein stellt in einer Art öffentlichen Probe die Frage nach einer subjektiven Entgrenzung auf der Ebene einer mit sich selbst spielenden Sprache, um die Bedeutung des Begriffes der Dringlichkeit auf die Bühne zu bringen. 
 
II.)
In der Berliner Volksbühne liefen eine Spielzeit die Seestücke, 3 Dramenskizzen von Schiller. Ulf Aminde und zwei andere Künstler waren eingeladen, einen Beitrag zu der Frage nach der Aktualität des Schillerschen Suchens und Ringens um den Begriff des Ozeanischen und der Jenseitigkeit zu liefern. Ulf Aminde lud eine hardcore-Band in einen Container ein, stellte diesen auf die Bühne und zitierte 5 Darstellerinnen und 2 Boxerinnen in einer Art inszenierten Regieanweisung vor das Publikum. Die 5 Frauen befinden sich während der Performance in einer Art persönlichem, energetischen Ausnahmezustand, der durch die Stimme des Regisseurs heraufbeschworen wie auch abgesprochen wirkt. An der Stelle, an der die Darsteller beginnen sich der Abfolge und Grammatik der Aufführung zu wiedersetzen, beginnt ein (verabredetes) Zerfliessen der Regieanweisung und ein möglicher Ausnahmezustand (einer Gemeinschaft) beginnt sichtbar zu werden.
Das Arnsberger Frauenensemble wird hierzu am Abend der letzten Aufführung der Seestücke einen Gastauftritt haben und somit für den Besucher der in Arnsberg war, den Austausch zwischen zwei Arbeitsweisen von Ulf Aminde ermöglichen. 
 
Ulf Aminde *1969 in Stuttgart, wohnt in Berlin, hat Bildende Kunst studiert und verbindet in seiner Arbeit Elemente aus Theater, Performance, Bildender Kunst und Film. Einzel und Gruppen-Ausstellungen, Produktionen ua., Volksbühne Berlin, Nationaltheater Mannheim, Schirn Frankfurt, Jet-Berlin, Kunsthaus Dresden, GAK Bremen, ZKM Karlsruhe , BerlinBiennale4, deSINGEL Antwerpen, div. Galerieausstellungen.

das Programm:

Freitag, 26.03.2010:
10.00 Hinfahrt Berlin-Arnsberg
19.00 Eröffnung der Ausstellung im Kunstverein Arnsberg
20.00 Performance mit dem Arnsberger Frauenensemble und ACO in der KulturSchmiede
21.00 Konzert von Art Critics Orchestra und Wendy in der Kulturschmiede
23.00 Disco

Übernachtung im Sauerländischen Gebirgsverein

Samstag, 27.03.2010
10.00 Rückfahrt Arnsberg-Berlin
19.00 Performance, Sehstück in “Seestücke”, Volksbühne Berlin
(mit einem Gastauftritt des Arnsberger Frauenensembles)