Nina von Seckendorff
DAS MUSS IRGENDWANN IM SPÄTMITTELALTER GEWESEN SEIN IN DER ARKTIS ODER IN NORDFRANKREICH, JEDENFALLS WAR DER EINE HELL UND RUND UND DER ANDERE KLEIN UND DUNKEL UND SIE HABEN BEIDE SEHR LAUT GESCHRIEN
22. September – 5. November 2017

Eröffnung am Freitag, 22.09.2017, 19 Uhr

Eine junge Frau steht in einem dunklen Raum am Fenster. Sie raucht. Sie telefoniert. Man kann kaum mehr als ihre Silhouette sehen wenn sie eine Zigarette anzündet oder daran zieht und die Glut leuchtet. Die Gedanken und Fragen, die sie äußert erscheinen dringend, die Reaktionen und Antworten ihres Gegenübers bleiben jedoch unhörbar. Sie ist nicht allein.

Die Künstlerin Nina von Seckendorff fügt ihrer jungen und vielfältigen Praxis eine neue Gruppe von installativen und situativen Elementen, Videos und Animationen hinzu, die sich mit menschlicher Position und Kommunikation auseinandersetzen. In ihren Arbeiten treffen wir unter anderem auf Menschen und Tiere, denen in der Begegnung keine gemeinsame Sprache zur Verfügung steht, sowie Menschen, die gleiche Sprachen sprechen und keine Möglichkeit finden, sich zu verständigen.

Tiere und seltsame Objekte und Wesen tauchen oft in Seckendorffs Werken auf. Als Bilder, ja geradezu Inbegriffe für eine scheinbare Sprachlosigkeit, Verständnislosigkeit und Instinktgetriebenheit. Im Mittelpunkt der Untersuchungen von Seckendorff stehen jedoch die Menschen, ihre Verhältnissen zueinander, zur Welt, zu Wissen, Logik und Gefühl, zu sich selbst und anderen Lebewesen. Was ist Menschlichkeit und wer spricht sie wem zu und ab? Wer bestimmt, wie die einen die anderen wahrnehmen, wie sie miteinander umgehen? Seckendorff konstruiert absurde Verbindungen, die sich mit jeder weiteren Arbeit in der Ausstellung und in der Wahrnehmung der Besucher weiterspinnen. Narration entsteht dort, wo Kommunikation fehlt und Zusammenhänge erscheinen dort, wo sie überraschen und nicht die Suche nach einer Antwort sind sondern vielmehr die Suche nach Fragen. Fragen, die es ermöglichen, das in Frage zu stellen, was sich als richtig darstellt aber sich nicht richtig anfühlt. Was der Vorstellung eines menschlichen Instinkts zuwiderläuft.

Wie würde unser Alltag sich verändern, wenn wir an einem einzigen Tag nicht der bekannten Ordnung der Dinge folgen? Wenn wir aus der Gewohnheit, das was uns begegnet nach einer vorgegebenen Logik einzuordnen, aussteigen um es neu betrachten und verbinden zu können? Wenn zwischen den Wesen und den Dingen Grenzen verschwimmen und die Sinne vor der Aufgabe stehen, neue Bilder zu erfinden, eine neue Perspektive aus der gleichen Position?