What if not the World?
Neue Jahresgaben
4. Dezember – 29. Januar 2023

Cooperativa Crater Invertido, Yaya Coulibaly, Seydou Camara, Lafleur & Bogaert, Jean Muller Milord (Atis Rezistans / Ghetto Biennale), Maximilian Rödel, AK Schulze, Nino Bulling, Taring Padi, Lawrence (Shabu) Mwangi & Ngugi Waweru (Wajukuu Art project)

 

 

Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, 04. Dezember 2022, 11.00–17.00 Uhr

 

Anno 2022 sieht die Kunstwelt endlich etwas globaler aus und wir können z. B. auf den Biennalen von Venedig oder der Documenta in Kassel sehen, was in vielen Ecken der Welt auf künstlerischer Ebene geschieht, von Mexiko-Stadt, Mali, Nairobi, Yogyakarta, Porte-au-Prince bis Berlin. Die Kunst hatte in diesen Städten oft eine aktivistische und emanzipatorische Rolle und ist diesem Erbe in gewisser Weise bis heute treu geblieben.

 

Das Jahr neigt sich wieder einmal dem Ende zu. “What if not the World“ greift als Jahresgabenausstellung diese Entwicklung auf, um auf das zurückzublicken, das uns bewegt hat und das wir noch einmal besonders hervorheben wollen. Diesen Sommer hatten wir die Cooperativa Crater Invertido zu Gast im Lichthaus. Ihre ungebremste kreative Energie und ihre Position auch bei der Documenta 15, zusammen mit weiteren sehr überzeugenden Präsentationen so vieler verschiedener Künstler*innen und Kollektive auf dieser Documenta, trotz des Boykotts von vielen Seiten, haben uns veranlasst, eine Auswahl unserer Best Off  Documenta als diesjährige Jahresgaben 2022 zu präsentieren.

Mitglieder des Kunstvereins Arnsberg können die Werke erwerben und somit die Arbeit der Künstler*innen und die Tätigkeit des Kunstvereins fördern. Die diesjährige Jahresgabenschau vereint auch wieder Arbeiten von Künstlern, die bereits in diesem Jahr in Ausstellungen zu sehen waren, wie AK Schulze, Maximilian Rödel und Cooperativa Crater Invertido mit neuen Positionen.

 

Wir waren sehr beeindruckt von der Qualität der Arbeiten der Ghetto Biennale mit der Gruppe Atis Rezistans (Künstler des Widerstands) in der St. Kunigundis Kirche in Kassel. Es ist ein sich stetig wandelndes Künstlerkollektiv aus dem Viertel Grand Rue in Port-au-Prince, Haiti. Ihr Stil ist von der haitianischen Alltagskultur und der Voodoo-Religion beeinflusst. Wir zeigen eine Serie von Malereien sowie Voodoo Objekte des jungen Künstlers Jean Müller Milord und Skulpturen des Belgisch-Haitianischen Duo Lafleur & Bogaert.

Aus Mali haben wir einige große Namen der Malischen Kunstszene, darunter sehr besondere Marionetten des Meister Yaya Coulibaly und performative Fotografie von Seydou Camera ausgewählt.

Taring Padi ist die meist besprochene Künstlergruppe der Documenta 15, leider zu oft missverstanden. Wir sind sehr froh, ihre Arbeiten im Kunstverein Arnsberg zeigen zu können. Ihre Arbeiten stammen aus der Protestkultur Indonesiens wie Plakate, Pappkartonpuppen und Banner, um politische und ökologische Missstände anzuprangern. Wir zeigen eine Selektion sehr fein ausgearbeiteter Holzschnitt-Plakate und Pappkartonpuppen (wayang kardus) aus den letzten 22 Jahren.

Das Wajukuu Art Project ist eine gemeindebasierte Organisation mit Sitz im Lunga-Lunga-Viertel des Mukuru-Slums in Nairobi. Das Projekt wurde 2004 von einer Gruppe von Künstlern mit einem gemeinsamen Ziel gegründet: Mukuru Mukuru zu einem Ort zu machen, an dem Kinder gedeihen können, und Arbeitsplätze zu schaffen durch die Produktion und den Verkauf von hochwertigen Kunstwerken. Lawrence (Shabu) Mwangi & Ngugi Waweru sind zwei sehr aktive und erfolgreiche Künstler aus diesem Projekt. Sie sind mit fünf größeren Malereien vertreten.

 

Und nicht zuletzt präsentieren wir auch Arbeiten von Nino Bulling, Comiczeichner und -autor aus Berlin: handgemalte Zeichnungen auf Seide und originelle Vorstudien als Tuschezeichnungen, die die Motive und Szenen aus seinem Buch abfackeln erweitern. Zu gleichen Teilen hedonistisch und ergreifend, und vor dem Hintergrund des Klimawandels angesiedelt, folgt die Graphic Novel „abfackeln“ einem Paar, das sich durch die ambivalenten Erfahrungen von Geschlecht, Intimität, Körper und Verwandtschaft bewegt.

 

Text: Pauline Doutreluingne