Julieta Aranda
If you tell the story well, it will not have been a comedy
28. Mai – 11. Juli 2010
Der Kunstverein Arnsberg präsentiert die Ausstellung der jungen mexikanischen Künstlerin Julieta Aranda If you tell the story well, it will not have been a comedy.
Die subjektive Wahrnehmung von Zeit und daraus entstehende Paradoxa bewegen Aranda zu einer Reise in den Südpazifik. Ihre Recherchen führen sie zur Grenze zwischen „heute“ und „morgen“, die sie zeitlich und geografisch durchquert. Die internationale Datumsgrenze liegt im Pazifischen Ozean – von Europa aus ist das die gegenüberliegende Seite der Erde. Dort befindet sich auch der Inselstaat Kiribati, der jahrzehntelang von der Datumsgrenze geteilt wurde. 1995 hat die Nation einseitig beschlossen, die Linie der Datumsgrenze um eine Kurve von 2.000 Meilen zu biegen, so dass alle Inseln des Landes in einem Tag leben können.
Der Anspruch auf „Heute“ hat die Nation vereinigt. Kiribati hat es geschafft, die Zeit zu bewegen und das Verständnis von politischer Macht zu hinterfragen. Da in der Geschichte solche Entscheidungen den Starken und Reichen zugeschrieben werden, ist der Mut dieses armen Landes inspirierend. Dabei ist der poetische Nachhall dieser Entscheidung viel größer als ihre politische Wirkung. In Bezug auf unsere lineare Zeit und den bequemen Alltag entsteht die Spannung, ob wir unsere eigene Erfahrung von Zeit nicht anders steuern und erleben könnten.
Aranda findet bei ihrer Reise viel mehr als die Datumsgrenze und ein tropisches Paradies: Die Inseln tragen mit ihrer Vergangenheit als nukleares Testgelände und Schlachtfeld zwischen Japanern und Alliierten viele unheimliche Spuren. Die Landschaft steht still wie ein filmisches Moment mit Artefakten der Zeit, die weder beseitigt noch archiviert werden. Als ob die Vergangenheit hier reine Gegenwart wäre… Eine Vergangenheit, die nicht Geschichte werden konnte, da sie noch nicht historisiert wurde… Eine Vergangenheit, die sich frei von den Ereignissen der eigenen Geschichte erörtert, sowie absolut unmittelbar und greifbar als Erfahrung erscheint.
Julieta Aranda wurde 1975 in Mexico City geboren und lebt in Berlin und New York. Ihre letzten Einzelausstellungen waren im Guggenheim Museum, New York (2009), bei Art in General, New York (2009) und in der Sala Diaz, San Antonio (2008) zu sehen, ihre Arbeiten wurden auf der Transmediale.08, Berlin (2008), der Moskau Biennale (2007) und der Lyon Biennale (2007) ausgestellt.