Mirjam Thomann
Out of Shape
27. Juli – 1. Oktober 2012
Das Lichthaus Arnsberg präsentiert die Einzelausstellung „Out of Shape“ von Mirjam Thomann.
Für die Ausstellung im Lichthaus Arnsberg verpasst Mirjam Thomann ihrer Arbeit buchstäblich einen frischen Anstrich. Ausgangspunkt für die Modifikation ist die Frage, was mit einer Arbeit passiert, die dem spezifischen architektonischen und institutionellen Kontext entzogen wird, in dem sie entstanden ist, und an einen anderen Ort übertragen wird. In einem methodisch angelegten Versuch entwickelt Thomann im Lichthaus Arnsberg eine vor Ort veränderte Version einer Installation, die 2009 anlässlich ihrer Ausstellung bei „Casco-Office for Art, Design and Theory“ in Utrecht/Niederlande erstmals gezeigt wurde.
„Shapes, Dimensions, Possibilities“ (2009), so der ursprüngliche Titel der Arbeit, nahm in doppelter Weise Bezug zum Ort der Ausstellung. Zum einen wurde ein Gerüst aus lackierten Holzbalken – ein permanenter Einbau, der als multifunktionale Ausstellungsarchitektur diente – bis in den Außenbereich verlängert. Zum anderen übertrug Thomann anamorphotische Formen aus Fotografien des Rietveld-Schröder-Hauses, das in unmittelbarer Nähe zum Ausstellungsraum Casco steht, in das Holzbalkenraster. Die drehbaren, verzerrten Flächen gehen so auf die ikonischen Bilder einer der am häufigsten reproduzierten modernistischen Architekturen der Welt zurück. Entsprechend der historischen Vorlage wurden sie in den maßgeblich durch die De Stijl-Bewegung, der der Architekt Gerrit Rietveld angehörte, kulturell geprägten Primärfarben rot, gelb und blau gestrichen.
Mit „Out of Shape“ überführt Thomann die Installation ins Lichthaus Arnsberg – ein postmodernes Gebäude aus Glas und Beton mit angeschlossener Landschaftsarchitektur inmitten einer historischen Klosteranlage. Wie ein temporärer Anbau an die Glasfassade, geht „Out of Shape“ über die Architektur hinaus, so dass die Installation zum Großteil in den öffentlich zugänglichen Klosterhof verlagert ist, und die Grenzen zwischen Innen und Außen weiter auflöst. Mit einer offensichtlichen Lust an dekonstruktiven Prozessen einerseits und Neu-Kontextualisierungen andererseits, überstreicht Thomann die ursprünglich roten, gelben und blauen Flächen der Installation mit einer braunen Mischung aus all diesen Farben. Allerdings ist an den Rändern der erste Farbauftrag noch sichtbar. Die asymmetrischen Formen sind teilweise verspiegelt und können an Scharnieren gedreht werden. Das Raummodell lässt sich so durch die Handlung der BesucherInnen verändern, und die braunen Farbflächen auf immer wieder andere Weise in Bezug zu der Umgebung setzen.
Mirjam Thomann wurde 1978 in Wuppertal geboren. Sie studierte an der Kingston University of London und der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und lebt in Berlin.