Knut Henrik Henriksen
Auf der Walz
10. Juli – 6. September 2015

Lichthaus Arnsberg präsentiert die Einzelausstellung «Auf der Walz» des norwegischen Künstlers Knut Henrik Henriksen.

Die Ausstellung «Auf der Walz» entwickelt sich aus Henriksens Interesse an der Schnittstelle von Skulptur und Architektur. In Arnsberg war der konkrete Anlass die Ähnlichkeit der Konstruktionsmerkmale zwischen den historischen Fachwerkhäusern und dem modernen Lichthaus: Spielen diese Häuser heute eine Rolle und prägen sie den Charakter der Stadt? Ist Architektur ein Angebotsmerkmal und entwickelt sie eine städtische Identität? Wo fängt das Romantische und Kitschige an? Was ist auf dem Weg verloren gegangen?

Beim Besuch  Arnsbergs sind Henriksen zahlreiche architektonische Details aufgefallen, die er analysiert und in seiner Ausstellung skulptural verarbeitet. So fand er z.B. Entsprechungen des Profils der Lichthaus-Architektur in einer «Fachwerk-Zeichnung» des benachbarten historischen Gebäudes. Henriksen untersucht die vorgefundene Symbolik und entdeckt Details und Zeichen, die eine eigene, oft verborgene, Logik besitzen: Giebel, Ecken, Kreuzungen und vor allem Verbindungselemente und Zusammenfügungen wurden in alten Zeiten beim Fachwerkbau zelebriert und damit das Leben und die Verbindungen des Lebens gefeiert. Diese wichtigen Rituale werden in der modernen Architektur nicht mehr wahrgenommen. Nur das Richtfest und die Grundsteinlegung sind geblieben.

Im Zentrum von Henriksens Ausstellung steht ein Wilder Mann. Mit gestreckten Armen und gespreizten Beinen bietet Henriksen dem Lichthaus einen neuen, mächtigen Hausherrn. In der Fachwerk-Architektur werden als «Wilde Männer» die vertikal kreuzenden Holzbalken bezeichnet, die wir von den Fassaden alter Gebäude kennen. Der Wilde Man hat eine tragende/statische und verbindende, aber auch eine dekorative und spirituelle Funktion. Diese Fachung wurde zum beliebten Bauelement, da sie laut Volksmund Unheil abwehrende Kräfte besitzt.

Der monumentale «Wilde Mann» von Henriksen, 3,50 m hoch, spielt mit solchen Legenden und der historischen Architektur des Klosters Wedinghausen,  parodiert aber auch gleichzeitig den zeitgenössischen Umgang mit ihr. Die scheinbar massiven Holzbalken, die nur oberflächlich wie Holz aussehen, bestehen eigentlich aus Schaumstoff. Sie werden oft in der Einrichtung von Kneipen und Bars gebraucht, um als preiswerter Werkstoff die gewünschte romantische «architektonische Stimmung» zu entwickeln. Die künstlichen Balken als Erfindung der pseudo-historischen Innenausstattung werden hier zur Grundlage einer Diskussion, die den zeitgenössischen Umgang mit dem historischem Erbe thematisiert.