VITALS VAPORS
Adriano Amaral
13. April – 8. Juni 2025

Eröffnung: 13. April 2025, 11:00 – 15:00 Uhr
Pressetermin: 10 April 2025, 11:00 Uhr
Ausstellung: 13. April–8. Juni 2025
Ausstellungsort: Kunstverein Arnsberg und Lichthaus Arnsberg
Eröffnungsreden: Grußwörte von Frau Dr. Barbara Rüschoff Parzinger, Frau Minkel Kulturbüro Arnsberg und Einführung in die Ausstellung und das Projekt VERSUMPFUNG von Prof. Pauline Doutreluingne
Die Solo-Ausstellung VITALS VAPORS des brasilianischen Künstlers Adriano Amaral eröffnet im Rahmen des Jahresprogramms VERSUMPFUNG im Kunstverein Arnsberg. Das von Pauline Doutreluingne kuratierte Programm untersucht, wie sich verändernde Ökologien in der aktuellen künstlerischen Praxis manifestieren, insbesondere an der Schnittstelle zwischen Wasser und Land, zwischen physischen und geistig ideologischen Landschaften. Die Ausstellung ermöglicht Öffnungen hin zu einem Verständnis des Menschen als Teil eines komplexen Ökosystems, dessen Definition im Klimawandel sich rasant ändert.
In seiner künstlerischen Arbeit erforscht Adriano Amaral Materialitäten, Zeit und Räume und kreiert komplexe, immersive und transformative Landschaften, die sinnlich erfahrbar werden. Diese Transformation ist nicht nur physischer, sondern auch symbolischer Natur und stellt die Beständigkeit von Bedeutung in Inhalt und Form Frage. Seine Praxis geht von einem intuitiven und pluralistischen Ansatz aus. Zahlreiche Dichotomien – natürlich/künstlich, abstrakt/figurativ, materiell/immateriell, Ökologie/Technologie – spielen eine Rolle, aber das interessante ist, dass dabei stets neue hybride Formen und Inhalte entstehen und in der Gegenüberstellung neue Perspektiven ermöglichen. Seine Installationen regen unser Denken an und treiben uns in den Grenzbereich zwischen dem seltsamen Absurden und dem bekannten Vertrauten. Sie sind wie Talismane aus der Zukunft, die eine neue Ikonographie beschwören. Sein Oeuvre ist dabei mehr als eine bloße Repräsentation; es lädt dazu ein, sich in eine tiefe, psychische und körperliche Erfahrung zu begeben und dabei Empfindungen und Geisteszustände zu wecken, die mit unserer Faszination für das Chimärische verbunden sind.
Der Boden des Kunstvereins in Arnsberg ist verwandelt. Er ist mit schwarz-grauem Lavasand bedeckt, die Fenster sind mit Frostschutzmittel überzogen, der Blick nach draußen versperrt. Natürliches Licht fließt leicht ins Innere. Die vier Grundelemente Feuer, Wasser, Erde und Luft stoßen auf Silikon, Acryl und Prothesengummi. Industrielle und alltägliche Objekte werden kombiniert, natürliche und synthetische Elemente verschmelzen miteinander und die entstehenden hybriden Skulpturen und Gemälde besiedeln den Raum. An der Wand hängt die Prosthetic Painting Series (2023), die Sci-Fi-Sumpfland-schaften aus einer anderen Welt oder Zukunft ähneln. Im Raum hängen und stehen mehrere (kinetische) Skulpturen, die Assemblagen aus Acrylrohr, Silikon, Pigment, Muscheln, Draht, Ameisen, LCD-Bild-schirme, Zweigen und elektronische Bauteile zusammenbringen. Inmitten des Raums hängen drei Monitore von der Decke in einem Dreieck, die den atmosphärischen Film Mar de Fé von 2020 zeigen. Die Handlung spielt an einer zerklüfteten Küste bei Nacht. Die Kamera gleitet über schäumende Wellen, jagt durch dunkles Gebüsch und entlang harzig glänzender Baumstämme. Die Ausstellung wirkt wie eine poröse Erfahrung, bei dem den Betrachter:innen überlassen bleibt, wie sie sie aufnehmen.
Im Lichthaus Arnsberg, unweit vom Kunstverein, ist die Installation Mar de Fé (2020) zu sehen. Sie besteht aus einem oktogonalen Aluminium-Tank, Dampf, Wasser, verschiedenen Samen, Silikon, Torf sowie Aluminiumabgüssen von Fischen. Der Boden besteht aus modularen Solarpaneelen. Durch den Einfluss von Sonnenlicht sind auf der dunklen Oberfläche im Laufe der Zeit subtile violette und grüne Flecken entstanden. Diese künstliche Landschaft vermittelt ein Gefühl für Zeit und transformative Energie durch technologische Geräte, die uns im täglichen Leben begleiten. Amaral lässt auf dieser Plattform organische und industrielle Dinge miteinander interagieren. Die gepresste Torferde trocknet und schrumpft langsam, während sich auf der Oberfläche Schimmelpilze bilden, die den Nebel aus den Luftbefeuchtern aufnehmen. Das Achteck ist seit der Antike in vielen Kulturen ein wiederkehrendes architektonisches und ornamentales Motiv. Seine Symbolik steht im Zusammenhang mit der Integration der materiellen und der geistigen Welt durch die Harmonie zwischen dem Quadrat, das die Erde symbolisiert, und dem Kreis, der den Himmel, die göttliche Dimension darstellt. Eine über dem oktogonalen Becken hängende Skulptur wurde aus zahlreichen Fischfossilien und Aluminium hergestellt und erinnert an das Buch Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Márquez-, in dem ein Mann begann, Fische zu gießen und zu schmelzen, in einem zyklischen Bestreben von der Materie zur Form und wieder zur Materie. Durch die Verwendung religiöser Ikonographie – Kruzifixe und Fische – sowie symbolische geometrische Formen – Achteck und Dreieck – schafft Amaral eine symmetrische Komposition entgegengesetzter Kräfte. Die Ausstellung VITALS VAPORS hinterfragt, inwiefern es uns heute möglich ist, aus starren Denkmustern auszusteigen und zu versuchen, die Umwelt, die uns umgibt, in ihrer Transformation zu verstehen.
ADRIANO AMARAL lebt in Brasilien. Er erwarb einen MFA in Bildhauerei am Royal College of Art, London, bevor er 2016 einen Aufenthalt bei De Ateliers, Amsterdam, antrat. Er hatte Einzelausstellungen bei u.a. Galerie Fons Welters, Amsterdam (NL), Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam (NL), Rodeo Gallery, London (UK), GRIMM Gallery, New York (US) und Bielefelder Kunstverein, Bielefeld (DE), und nahm teil an zahlreiche Gruppenausstellungen wie in Museum of Modern Art of São Paulo (2024), Kunsthalle Recklinghausen (2024) und Mudam, Luxembourg, LU (2020).
VERSUMPFUNG (2024 – 2025) untersucht, wie sich verändernde Ökosysteme in der künstlerischen Praxis manifestieren. Neben einer Auswahl neuer und bestehender Werke etablierter und aufstrebender internationaler bildender Künstler:innen sind Künstler:innen verschiedener Disziplinen sowie Ökologen und Aktivisten dazu eingeladen, eine künstlerische Sensibilität und Imagination für eine ökologische Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schaffen. Der Kunstverein hat es sich mit diesem Projekt zur Aufgabe gemacht, das Prinzip der Moore und Sümpfe als ökologische Strategie ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
09.06.-30.06.2024: LUNDAHL & SEITL – River Biographies
13.04.-08.06.2025: ADRIANO AMARAL – Vitals Vapors
27.06.-23.08.2025: PATRICIA DOMÍNGUEZ
28.06.-29.06.2025: WETLANDS FOR THE FUTURE (Panel/Symposium/Activations)
12.09.-16.11.2025: ELISE EERAERTS & ROBERTO APARICIO RONDA
Für weitere Informationen und Pressematerial wenden sie sich bitte an: carolauehlken@gmail.com
Gefördert von der Stiftung Kunstfonds Bonn, dem Hochsauerlandkreis, der Stadt Arnsberg. und von der LWL-Kulturstiftung im Rahmen des Kulturprogramms zum Jubiläumsjahr 2025 „1250 Jahre Westfalen“. Schirmherr des Kulturprogramms ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.



