Mariechen Danz
Knot In Arrow
16. Februar – 30. März 2025

Eröffnung: Sonntag, 16.02.2025, 11:00-15:00 Uhr

Die Einzelausstellung Knot in Arrow von Mariechen Danz thematisiert die Prinzipien menschlicher Wissens- und Sprachsysteme.
Knot in Arrow bedeutet „Knoten im Pfeil“. Aber können Pfeile ihr Ziel erreichen, wenn sie Knoten enthalten? Wie genau werden Richtungen in unseren Ideen von der Vernunft geleitet oder sind sie im Gegenteil „verknotet“?
Die künstlerischen Welten von Mariechen Danz entpuppen sich als magische Orte, an denen das Gesehene und Gehörte in Frage gestellt und die Grenzen unseres Wissens erweitert werden.

Ganz in der Nähe des Klosters Wedinghausen, das mit seinem Skriptorium eine wichtige Rolle für die Buchkunst des Mittelalters erfüllte, reflektiert die Ausstellung im Kunstverein Arnsberg über Zeit und Raum hinweg die gegenwärtige Durchlässigkeit und Trübung zu gängigen sowie vergangenen, alternativen und subalternen Formaten der Wissensvermittlung.

In den fünf Räumen des Kunstverein Arnsberg inszeniert Danz unterschiedliche Formen der Aufzeichnung, ausgehend von “Learning Cubes” bis hin zum Buch und Schablonen aus der Techindustrie, die Datentransfer ermöglichen. Die Holzwürfel (Werkzeuge und Sitzhocker zugleich) nehmen Bezug auf aus der Früherziehung bekannte ABC-Bauklötze. Statt mit Buchstaben in Primärfarben sind deren Seiten mit Symbolen übersät: Körperteile, anatomische Darstellungen, grammatikalische Zeichen, Gesten, Diagramme, Linien, Pfeile, Abdrücke und Markierungen.
In einem Workshop zum Thema „Entlernen” entwickelt sie gemeinsam mit Schulkindern (8-10 Jahre) der Norbertus Grundschule (Arnsberg) neue Elemente, die direkt in die Ausstellung integriert werden.

Mariechen Danz integriert außerdem neue digitale Wandcollagen, die die Betrachter:innen durch einen Trompe-l’oeil-Effekt in andere architektonische Orte des Wissens entführen, wie z.B. in einen historischen Anatomiesaal, das Stadtarchiv Arnsberg oder mittelalterliche Mönchsbilder im Skriptorium. So wird auch der White Cube des Kunstvereins Arnsberg teilweise getrübt und die verschiedenen skulpturalen Objekte in einen konkreten Kontext der Wissensvermittlung gestellt. Danzs Serie Unlearning Books versammelt Abgüsse zentraler Medien der Wissensspeicherung in Europa — Schriftsprache und Buchdruck — macht diese durchsichtig und bringt die Hegemonie des lateinischen Alphabets durcheinander. In ihren Performances, die wir auf Monitoren im Raum sehen (u.a. Knot in Arrow: Ideographic Insulation (Haus der Kunst, 2018), werden diese unleserlich gemachten Zeichensysteme reaktiviert.

Die Arbeit Open Book: Vessel Veins ist exemplarisch für ihre Kombination historischer Quellen mit zeitgenössischen Formen. Wie der Einband eines überdimensional großen Buches steht die Arbeit als Skulptur im Raum. Auf Plexiglasseiten sind die Umrisse eines immer gleichen Piktogramms gedruckt: eine kniende Figur im Profil, die mesoamerikanischen Codices entlehnt ist. Ausgefüllt sind diese Platzhalter unter anderem mit anatomischen Muskelstudien der europäischen Renaissance, Schaubildern der menschlichen Organfunktionen aus Persien, Darstellungen der Nervenbahnen aus der traditionellen chinesischen Medizin und historischen Chakra-Modellen aus Indien. Unterschiedliche und konkurrierende Modelle des menschlichen Körpers werden so in ihrer Gleichzeitigkeit erfahrbar und das Wissen über den Körper als relational, zerfasert und historisch bedingt gezeigt.

Zusammengestellt wie überlappende Buchseiten, steht der gestanzte und geprägte Aluminiumeinband der Skulptur Methods of Inscription: bodies ink, auf den mit Digitaldruck, Farbe, Blut und Speichel gezeichnet wurde, gleichsam monumental im Raum. Diese “Seiten” beschäftigen sich mit der gewaltsamen Einschreibung rationalisierter Wissenssysteme in den menschlichen Körper. Der Körper erscheint hier genauso als Objekt des Wissensdrangs und des Eroberungswillens in der Moderne, wie die Gebiete und Geschöpfe der sogenannten “Neuen Welt”, aus denen die Beispiele der Körperdarstellungen stammen.

MARIECHEN DANZ studierte an der Universität der Künste, Berlin, der Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam und erhielt 2008 ihren Master in Art & Integrated Media vom CalArts, California Institute of the Arts, USA. Ihre Arbeiten wurden in Institutionen wie der Berlinische Galerie, Istanbul Biennale; La Biennale di Venezia; Haus der Kunst München; MAK Wien; Centre Pompidou Paris; Kunsthaus Bregenz; Kunsthalle Recklinghausen, Highline New York; New Museum New York gezeigt. Danz erhielt mehrere Preise und Stipendien u.a den Villa-Romana-Preis und die GASAG Preis der Berlinische Galerie.

Für weitere Informationen und Pressematerial wenden sie sich bitte an: carolauehlken@gmail.com

Die Solo-Ausstellung Knot in Arrow von Mariechen Danz ist gefördert durch die Kunststiftung NRW.