Swantje La Moutte
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29. Januar – 14. März 2010
Zeitgleich mit der Vorbereitung dieser Ausstellung werden viele Länder massiv erschüttert und deren Geschichte umgeschrieben. Es gibt Bürgerkriege in Syrien, Irak, Libyen, Ukraine, Bombenanschläge in Israel und Palästina, Ebola in Afrika. Berichterstattung über Katastrophen flutet die Nachrichten und die Sendezeit im TV reicht scheinbar nicht aus. Werden dann die Nachrichten von einem Action-Film gefolgt, verschmelzen die zuvor gezeigten Fakten zur Fiktion.
Ein imaginärer, cartesianisch fragmentierter Raum erstreckt sich über den fünfteiligen Bau der Ausstellung hinaus.
Mit Füllfedertinte färbt die Künstlerin Swantje La Moutte eigenhändig vier vorgefundene, in je eine Himmelsrichtung weisende Wände, sowie eine Saaldecke dunkel. Umgeben von weiss belassenen Architekturoberflächen bringt diese Bemalung mit Schreibmaterial Spuren simultaner Vergangenheiten zu überdimensionierter Erscheinung – welche gleichsam an archaische Vegetationsstrukturen oder Satellitenaufnahmen ozeanischer Landschaften erinnert.
Angesichts der wesentlichen Unübersichtlichkeit ihrer Bestandteile lässt sich die so markierte und unmittelbar betretbare, nicht jedoch ermessliche Skulptur allein in mehrfältigen Körperbewegungen und deren jeweiliger Zeit erfahren.
Der schöpferischen Interaktion von Neuronen und Muskeln besondere Aufmerksamkeit schenkend, befragt dieser experimentelle, geographisch ungebundene Ort die Spannung zwischen singulärer physischer Bewegung und Raum(-vitalisierung), sowie das Moment des Schreibens selbst.
Ein gleichnamiges, weniger ephemeres Künstlerbuch erweitert das Werk.
Frühere Ausstellungen von Swantje La Moutte (*1980) waren u.A. in der Kunsthalle Basel (2008), im Zendai Museum of Modern Art Shanghai (2006), im Kunstverein Hannover (2005) sowie im Musée d’art moderne et contemporain Genève (2004) zu sehen.