Rana Hamadeh
Standard_Deviation
5. Mai – 18. Juni 2023
Die Einzelausstellung Standard_Deviation von Rana Hamadeh vom 05. Mai - 18. Juni 2023 ist das zweite Kapitel aus dem dreiteiligen Projekt Das Theater in jede*m von uns (17.02 - 30.06.2023), in dem der Kunstverein Arnsberg erforscht und erprobt, wie Prozesse und Räume des Theaters in bildender Kunst, aber auch in unserem Alltag eine Form finden.
Rana Hamadehs Praxis verwischt die Grenzen zwischen Kunst, Theater und Ausstellungsmachen. Ihre oft über Jahre produzierten Arbeiten entwickeln sich in aufeinanderfolgenden Kapiteln und manifestieren sich als groß angelegte Klangkompositionen mit komplexen Netzwerkdesigns, maschinellen Interaktionen, audiovisuellen Installationen, kartografische Arbeiten, Texte und pädagogische Setups. Ihre Arbeiten durchdenken die Infrastrukturen und Technologien der Justiz – linguistisch, performativ und juristisch - und verstehen Recht durch die Modalitäten des Spektakels.
In ihrer Serie Standard_Deviation wird die historische Tragödie des Sophokles, Ödipus Rex, zu einer zeitgenössischen Geschichte umgearbeitet und deren Theaterstrukturen in ein Ausstellungsformat übersetzt.
In ihrer Serie Standard_Deviation unternimmt Hamadeh einen Exkurs durch Sophokles‘ berühmte Tragödie Ödipus Rex. Die Arbeit bietet keine Nacherzählung des erschütternden Unglücks von Ödipus, dem König von Theben, dessen schwere Reise sich auf dem Höhepunkt Von Träumen über Trance und Horror bis hin zu phantasmagorischen Tableaux Vivants erinnert der 22-minütige Film hauptsächlich an geschnittene Szenen in einem Computerspiel. Die Szenarien sind ebenso traumartig wie bedrohlich, während die Handlung von Zahnrädern und Prothesen vorangetrieben wird. Ständig mutierende Figuren wie das Bein, die Garnele, die Holzstühle, das Papierflugzeug und der Verkehrskegel wandern durch Bühnenbilder, die von Anatomietheatern inspiriert sind. Ständig entfaltet sich ein Theater aus dem anderen. Das Jonglieren mit fantastischen Bildern wird von einer kakophonischen und verwirrenden Sechs-Kanal-Komposition begleitet, die für die Ausstellung in den Raum übertragen wurde. Der Klang verstärkt sich konstant. Einfache stereoskopische Betrachtungsapparate, die Szenen aus dem Video zeigen, kontrastieren den technischen Charakter der audiovisuellen Installation. In gleicher Weise ermöglicht eine Landkarte der digitalen Infrastruktur des Films dem Betrachter einen Backstage-Zugang zu den Kulissen.
Aus Hamadehs Lektüre der Tragödie von Sophokles ergeben sich aktuelle Fragen zu den Verstrickungen von Begehren, Schicksal, Technologie und den Ökonomien der Reproduktion. In dem Bemühen, darüber nachzudenken, was eine zeitgenössische Tragödie ausmacht, fragt Hamadeh, wie wir - in einer hyperdigitalisierten Gesellschaft- „anders begehren“ können? Und welche Technologien können wir entwickeln, um einen solchen Wunsch nach einem „anderen Begehren“ zu ermöglichen?
Das Theater in jede*m von uns ist gefördert durch die Stiftung Kunstfonds im Rahmen des NEUSTART KULTUR-Programms. Arbeiten in der Ausstellung wurden von KV Arnsberg, Edith-Russ-Haus für Medienkunst, steirischer herbst 20, Wiener Secession, SCHUNCK (Gemeente Heerlen) und Jester produziert.
Photo credits: Michel Ptasinski
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