Dirk Bell / Juliette Blightman
Paradise Lost
1. Oktober – 14. November 2010

Dirk Bell   "Lost"
Juliette Blightman   "Paradise"

Freiheit und Liebe, Unschuld und Leidenschaft sind zentrale Themen in der interdisziplinären Arbeit von Dirk Bell. Im Kunstverein Arnsberg zeigt Bell eine neue Serie von Zeichnungen und Malerei, die der Sehnsucht nach einem verlorenen und nicht mehr zugänglichen Paradies entstammen. Bells Motive der Ausstellung "Lost" basieren auf Bildern und Erzählungen des Fotografen Richard Hamilton und auf einem Reisebuch aus Bali. Natur und Erotik prägen die Motive in lebendiger Farbigkeit. Doch es ist keine Traumwelt - die Gefahren der Sünde verbergen sich im Hintergrund. Die wahre Legende wird bei der Betrachtung geboren, die Schönheit der Bilder wird durch deren Dramatik enthüllt. Nach einer Legende in Bali (und einem Bild von Bell) trennt sich die Seele vom schlafenden Körper. In dieser Trennung von Körper und Geist, Traum und Wirklichkeit entsteht eine Lücke, eine Spannung, Raum oder Weltraum, wo man sich manchmal verlieren muss, um sich neu zu finden. Die Lichtinstallation "Free" erweitert seine malerische Position – die leuchtende Buchstaben dieses Wortes entwickeln sich zum Käfig und verweisen so auf die zwei Aspekte der Freiheit: die Freiheit von und die Freiheit zu.


Mit ruhigen Eingriffen und Installationen verschärft die englische Künstlerin Juliette Blightman den Durchblick zu alltäglichen Situationen. Ihre Arbeiten sind sensible Beobachtungen unseres Umfelds, die uns einen anderen Zugang zur Realität verschaffen. Im Kunstverein Arnsberg präsentiert sie  eine Auswahl von Texten, die aus John Miltons Gedicht "Paradise Lost" stammen. Die Text-Abschnitte beziehen sich auf die Arbeiten von Dirk Bell und betiteln seine malerische Werke. Wort und Bild treffen wie zwei Welten im Kopf des Betrachters aufeinander und verschmelzen mit der eigenen Erfahrung. Die scheinbare Unsichtbarkeit von Blightmans Position visualisiert sich neu in ihrer zweiten Arbeit, einem Deckenventilator, der versucht, das Unsichtbare in Bewegung zu bringen. Blightmans Arbeiten bewegen sich an der Grenze einer Existenz, die leicht zu übersehen ist. Ihre ephemeren Interventionen geleiten unsere Aufmerksamkeit, einfache Wirklichkeit ist als Vielfalt und Spannung zu entdecken. Die mutige Entscheidung, die unzensierte Wirklichkeit auszustellen, lädt uns dazu ein, sie nicht nur zu analysieren und umzudenken, sondern auch zu schätzen.


Der Titel der Ausstellung widmet sich dem epischen Gedicht "Paradise Lost" des englischen Dichters John Milton aus dem Jahr 1667. Das Gedicht erzählt die Geschichte des Höllensturzes der gefallenen Engel, der Versuchung von Adam und Eva durch Satan, des Sündenfalls und der Vertreibung aus dem Garten Eden.


Dirk Bell wurde 1969 in München geboren und lebt in Berlin. Seine letzten institutionellen Einzelausstellungen waren in der Staatlichen Kunsthalle Baden Baden (2009) und in der Kunsthalle Bremerhaven (2006). Bells kommende Einzelausstellungen sind im Baltic Centre for Contemporary Art, Gateshead (Oktober 2010) und in der Pinakothek der Moderne, München (Februar 2011).


Juliette Blightman wurde 1980 in Farnham geboren und lebt in London. Ihre Arbeiten werden in der British Art Show 2010 ausgestellt und waren zuletzt zu sehen im Künstlerhaus Stuttgart (2010), in der GAK Bremen (2010), im Serpentine Cinema London (2009), im ICA London (2008), im Magazin4 Bregenz (2007), sowie im Whitechapel Project Space London (2007).