Ulrike Mohr
Betula Pendula
30. November – 30. November 2012

Offizielle Einweihung:
Freitag, 30. 11. 2012, 19.00 Uhr

Bürgergärten Arnsberg, Twiete 6-8, 59821 Arnsberg

Schlicht und schön, unauffällig und unaufdringlich (auf dem ersten Blick) wächst im grünen Sauerland ein historisches Bäumchen, eine Birke, die aus einem Gebäude kommt, das es nicht mehr gibt und aus einem Land stammt, das auch nicht mehr existiert; eine Birke, ein wildes, anarchisches Gewächs, das wie ein Freiheitskämpfer oder Fremdling auf dem Dach des kommunistischen Headquarters der DDR gelandet und gewachsen war; eine Birke, die als Zeuge und Skulptur das Potential für anregende Gespräche über Geschichte, Heimat und Migration bietet.

 

"Betula Pendula" ist der rätselhafte Titel von Ulrike Mohrs Projekt in Arnsberg. Man versucht, ihn zu entziffern (liest es z.B. in die andere Richtung als "Aluteb Aludnep") und findet kaum Erklärung. Erst eine Internet-Recherche neigt zur Lösung - mit der lateinischen Bezeichnung von "Birke". Theoretisch hätte Mohr auch den Titel "Birke" auswählen können, da es sich in der Tat um eine Birke handelt. Der Titel "Betula Pendula" klingt aber nicht ohne Grund märchenhaft und verbirgt eine seltene Geschichte.

 

Die Vorstellung beginnt mit einem abenteuerlichen Samen, der vor mehreren Jahren auf dem Dach des Palasts der Republik landet und glücklich verwurzelt. Birken werden oft von Menschen in fruchtbaren Böden gepflanzt und wollen nicht wachsen - hier handelt es aber um eine besonders charakterstarke Birke, die sich auf dem zementierten Dach eines Asbest-Gebäudes zu Recht findet, überlebt und entfaltet. Der Samen wächst zu einer schönen Birke heran im Umfeld eines raren wilden Biotops, mitten im historischen Zentrum Berlins. Freiwillig oder nicht wurde diese Birke zum Zeugen eines spannendes Kapitels der deutschen Geschichte und ging mit den Abriss-Arbeiten des Palast der Republik fast verloren, wäre sie nicht von der Künstlerin Ulrike Mohr kurz davor entdeckt worden. Mohr gelang es, die Abrissarbeiten des Palasts der Republik für einen Tag zu stoppen (4. April 2006), um die fünf Palastbäumchen zu ausgraben und retten.

 

Die Bäumchen wurden danach an mehreren Kunstorten, wie z.B. der Berlin Biennale, der Neuen Nationalgalerie und dem Skulpturen Park Berlin ausgestellt, projektbezogen und auf Zeit. Dem Kunstverein Arnsberg gelingt es 2012, dem ersten dieser Palastbäumchen ein neues und dauerhaftes Zuhause in den klassizistischen Bürgergärten Arnsberg zu finden.

 

www.ulrikemohr.de

 

Das Projekt wurde realisiert mit der freundlichen Unterstützung von:

Förderverein-Bürgergarten e.V. und

Baumschule und Pflanzenhandel Michael Krass.